Problemmensch
Nun haben sie es also geschafft. Diese Helden. Diese Arschlöcher. Nein, ich habe keinen Respekt mehr übrig weder für so einen Umweltminister (allein die Bezeichnung ist schon ein Hohn!), noch für die Jäger.
In mehreren Foren habe ich heute bereits meine Meinung geschrieben und ich bin müde, sie zu wiederholen. Letztendlich ist es sowieso nur noch Zorn und eine tiefe Traurigkeit, die ich verspüre, wenn ich sehe, dass wir Menschen wieder mal nicht in der Lage waren, ein Tier einfach Tier sein zu lassen und eine ungewöhnliche Situation ohne Gewalt zu lösen. In den diversen Diskussionen stellte mir heute jemand die Frage, ob ich eine Experte wäre und mich mit dem Sozialverhalten der Bären auskennen würde, weil ich so felsenfest behaupte, es hätte auch andere Lösungen geben können.
Hier ist meine Antwort, und ich denke, mehr brauche ich dazu nicht zu schreiben:
Ich bin vielleicht kein Bärenexperte und habe nur versucht logisch zu denken und Respekt für ein Tier zu fordern, der nichts Böswilliges getan und keine Aggressivität Menschen gegenüber gezeigt hat. Was hätte passieren können, das war die ganze Zeit reine Spekulation. Ich könnte auch jeden Autofahrer prophylaktisch totschlagen, weil sie potenzielle Mörder sind, wenn sie einen Unfall verursachen würden.
Aber mal was Konkretes. Gerade eben ist eine Sendung auf BR im Fernsehen zu Ende gegangen, in dem über das Thema diskutiert wurde mit Prof. Dr. Wiesner, dem Direktor des Münchner Tierparks. Er ist ein anerkannter Experte auf dem Gebiet und hat mit klaren Worten diese Aktion verurteilt und sie als "blamabel" bezeichnet. Ich versuche ihn zwar nicht wörtlich aber sinngemäß zu zitieren:
"Diesen Bären zum Problembären erklären stößt bei mir völlig auf Unverständnis. Er war zwar nicht menschenscheu, aber in keiner Weise feindselig oder aggressiv in seinen Begegnungen mit den Menschen. Solche Begegnungen gab es zahlreiche und letztendlich war immer der Bär, der abgedreht ist und sich zurückgezogen hat. Meldungen zufolge war er allein gestern über 3 Stunden in Menschennähe beobachtet worden von Wanderern und Mountainbikern. Da fragt man sich, wieso in 3 Stunden es nicht möglich ist, jemanden zu organisieren, der ihn hätte betäuben können. Auch wir hätten es getan, wenn jemand bei uns anruft und uns darum bittet. Mehrere Länder hätten den Bären gerne aufgenommen, da war Polen, Rumänien, die Slowakei bereits im Gespräch. Einen Bären aus 150 m Entfernung abzuknallen ist keine Heldentat, sondern eine Schande für den deutschen Naturschutz."
Der Bär zu Gast bei Freunden... Er war ein unerwünschter Gast. Tut mir sehr leid, Bruno. :-(
4 Comments:
:-(((((
Diese Nachricht hat mich heute mit tiefer Traurigkeit erfüllt.
Ich hatte zwar keine große Hoffnung auf ein gutes Ende gehabt, weil ich weiß, wie unkreativ und unflexibel der Mensch - vor allem der politische - solche Situationen handhabt, aber... trotzdem, es kam so plötzlich: was mit dem Betäubungsgewehr wochenlang angeblich nicht möglich war, ging nun mit scharfer Munition ruckzuck. Mir wär's am liebsten gewesen, sie hätten ihn überhaupt in Ruhe gelassen, denn die Gegend hier ums Karwendelgebirge hätte für ihn als neues Revier gepasst. Und die paar Schafe und Hühner sind zu verschmerzen, Zoo-Raubtiere müssen schließlich auch gefüttert werden. Dieser kecke Outlaw-Bär war mir die letzten Wochen ans Herz gewachsen, ein faszinierendes Tier: mit welcher Ausdauer und Listigkeit er u.a. die Profi-Jäger aus Finnland regelmäßig abhängte - wenige Kilometer von hier stieg er zu einem Grat auf, indem er zunächst den alten Schneespuren von Tourengehern folgte und später einen Kurswechsel vornahm, um eine Stelle am Grat zu erreichen, wo er auf der anderen Seite ohne Gefahr absteigen konnte, sonst wäre er in einer Sackgasse gelandet. Woher wusste er das ? Er war das erste Mal hier.
Tja, die Menschheit ist und bleibt eben die größte Geißel für alle Lebewesen auf diesem Planeten. Sie kennt keinen Respekt, keine Demut, kein Verständnis. Es wäre so toll gewesen, dort draußen ein Tier zu haben, vor dem kein Mensch hätte Angst haben müssen, aber das uns Respekt und Achtung abgenötigt hätte, diese Chance wurde mal wieder vertan. Der Mensch ist offenbar ein Sicherheitsfanatiker, aber baut immer schnellere Autos. Es ist zum Kotzen.
Sorry, wollte das eben loswerden.
Jetzt geht's mir bissl besser.
genau das hab ich heute früh auch gedacht, schande und: war ja klar. is das nich toll, wie die selbst ernannte krone der schöpfung diesem killerbären gezeigt hat, wer hier das sagen hat? es kann halt nur einen geben und betäuben is doch was für luschen. bruno soll ausgestopft und ausgestellt werden. entzückend. damit wir unseren enkelkindern zeigen können, was für killermaschinen vor langer, langer zeit mal hier gelebt haben oder es zumindest versuchten. aber denen haben wir es ganz schön gezeigt. mir wird schlecht.
=:-O
@Jabba, Jürgen, Zulu
:-(((((
Heute hat jemand gesagt, er könnte wetten, dass jemand gute Kohle bezahlt hat, endlich mal hierzulande auf einen Bären ballern zu können. Damit er nicht extra nach Canada fliegen muss für den Spaß. Ich weiß, es klingt natürlich überspitzt, aber die Umstände lassen einen wirklich an solche Gedanken kommen. Und da steht man noch hilfloser und mit einer geballten Faust da...
@Atlanticist
Ich finde es immer merkwürdig, wenn Leute mit einem Betroffenheitsskala auftreten und Ranglisten aufstellen, wofür man mehr oder wofür man weniger Mitgefühl zeigen darf und SOLL. Die Blogs sind meist persönliche Tagebücher. Meines zumindest ist so eins. Und wenn meine Katze stirbt, dann ist das mir in dem Moment etwas, was mich emotional und gedanklich prägt und worüber ich gerne reden möchte. Oder wenn ein Braunbär, der seit 170 Jahren das erste wild lebende Tier dieser Art hier sinnlos abgeknallt wird, dann bin ich empört darüber und will meine Stimme dagegen erheben.
Klar, man könnte jeden Tag über die schlimmen Sachen in der Welt schreiben. Wenn man sie alle aufzählen wollte, könnte man im Grunde genommen gar nichts anderes mehr am Tag machen, nur noch schreiben. Ich habe letzten Sommer auch über white band day geschrieben. Aber ich bin nicht der Messias. Ich bin weder in der Lage, über alles Leid auf dieser Welt zu schreiben, noch all das zu ändern. Du hast übrigens vergessen, die vielen AIDS Kinder in Afrika, die missbrauchten Menschen in allen Kriegsgebieten, die von Ausrottung bedrohten Indianervölker in Südamerika, die ganze Geschichte mit dem Regenwald und Ozonloch und und und... Wieso denn auch? Sind die etwa nicht wichtig?
Also bitte lass mal solche Predigen. Dass ich über Bruno trauere schließt nicht aus, dass mir die von Dir erwähnten Fakten gleichgültig wären. Aber ich sehe auch nicht ein, wieso dieser Bär weniger wert wäre zu bedauern als jedes andere Lebewesen, das sinnlos getötet wird.
hi,
traurige sache... habe aber zum thema "trauer um bruno" was verfasst... http://blog.umwelt.cc/index.php/umweltblog/2006/06/29/von_baren_mordern_und_glashausern
gruss:
kilian
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