Samstag, November 26, 2005

most of the time

meistens.
meistens besteht das leben aus lauter zufällen. manchmal produziert es eine ganze verkettung von ihnen. ohne, dass wir es bewusst wahrnehmen würden. wie der gläubige, der in der hinteren bankreihe der kirche sitzt, und mantraartig murmelnd zwischen den fingern den rosenkranz perlt. der anfang zählt. das ende zählt. was dazwischen ist, bleibt unbedeutend. manchmal.

manchmal verdankt sich ein leben nur dem zufall. nehmen wir eine naturkatastrophe wie katrina im september. erinnert sich noch jemand daran? außer denen, die sie erleben mussten und vielleicht nur durch einen zufall überlebt haben? in jenen tagen bin ich per zufall auf einen link gestoßen. ode to katrina. ode zur ästhetik des leides. berührende bilder, untermalt von einer berührenden musik. beides so wirksam, dass während wir versuchen, das gefühl, diesen stein im bauch, loszuwerden, wissen wir bereits, dass das verdrängen nicht funktionieren wird. oder nur manchmal.

manchmal hört man im radio ein lied und kriegt es tagelang nicht mehr aus dem kopf. es haftet irgendeine erinnerung daran, man weiß nur nicht mehr welche. und je länger sich die suche hinauszieht, umso quälender wird es. gestern endlich kam der aha-effekt. natürlich. das lied von ode to katrina. es ist also bob dylan. wieso kannte ich es nicht früher? manchmal schüttelt man nur den kopf, verständnislos.

manchmal beschenkt einen google mit unerwarteten ergebnissen. ich suchte also nach den lyrics. und fand einen blog, die diese auch zitiert. auch aus dem traurigen anlass von katrina. aber driftglass geht noch einen schritt weiter. erfindet eine neue geschichte dazu, verbindet die musik mit anderen bildern. mit nicht weniger beklemmenden. und man fühlt wieder einen stein im bauch. einen, den die wut da hingesetzt hat. und der vielleicht noch mehr schmerzt.
meistens.

Donnerstag, November 24, 2005

let's protz, # 2

ok, ich fass es jetzt mal zusammen. bevor mich noch jemand piekst und sich herausstellt, dass ich alles nur geträumt habe. oder selbst dann, ich möchte es danach wenigstens noch lesen können!

1. anfrage

"haben sie schon mal dran gedacht, ihre bilder bei uns auszustellen?"
"öhm, ja, nein, ich mein, doch, wie... ICH???"
"gut, dann haben wir es ja geklärt. die eröffnung verbinden wir mit dem wirtschaftsforum, da sind eh 2-300 gäste da. die kosten übernehmen wir. presse wird benachrichtigt. ist das in ordnung so?"
"hab ich eine andere wahl? nein? gottseidank! danke chef."

2. vernissage

"ich wette, es kommt kein mensch."
"schulsekretärin stellt ihre bilder aus. hahaha. wen interessiert schon sowas!"
"die bilder hängen alle schief, macht nichts, kommt eh keiner."
"na gut, ich kann auch mal was anderes als jeans und pulli anziehen, wird ja eh keiner sehen."
"am besten mach ich gleich die erste flasche sekt auf und besaufe mich. kommt eh keine sau."
"hä? was machen sie denn alle hier???? jessas!!!"

3. nachspiel

"sie wollen bilder kaufen? klar, hab ich gesagt, dass wir käuflich sind, aber... aber so viele?!?!?"
"kalender? warum wollen alle einen kalender von mir?"

4. nach-nachspiel

"guten tag, mein name ist tim krieger. sind sie frau bartos? sind das ihre fotos draußen im foyer?"
"ddddd...der...ttttt...timkrieger?! oh mein gott, gleich sagt er, ich soll mir lieber ein anderes hobby suchen."
"ihre bilder gefallen mir sehr gut."
"HILFE!!!! hilft mir denn niemand?!"
"ich dachte mir, ich frag sie mal, ob sie lust hätten, in meinem fotolehrgang einen kleinen vortrag zu halten."
"über was denn, um himmels willen? ich kenn mich ja nicht mal mit den blenden aus!"
"über ihre sichtweisen, sie könnten ein paar ihrer fotos vorstellen und erklären, wie sie ihre motive aussuchen usw. hätten sie lust dazu?"
"hahaha, jetzt hab ich es kapiert. versteckte kamera, was?"
"nächsten samstag also. wir telefonieren noch. freut mich sehr!"
"ich mich, ja, sie uns, auch. sehr. hat jemand ein glas wasser?"

5. nach-nach-nachspiel

"HAST DU SCHON DIE ZEITUNG GESEHN?"
"was issn? heiratet schröder die merkel?"
"NEEEEEE! GUCKMAL!"
"winterschuhe bei aldi, na und? ACH, DU SCH....!!!!!"

atemnot.
schüttelfrost.
hitzewallungen.
ohnmacht.
aufwachen.
warum siezen mich plötzlich alle???


ich warne euch. wer mich jetzt piekst, der ist tot!
:-)

Dienstag, November 22, 2005

you send it

ich wüsste niemanden, dem dieses ärgernis wenigstens nicht einmal passiert wäre: man will jemandem eine größere datei per mail schicken - ein bild als hochauflösbare version zum drucken, einen song, ein videoclip, eine installationsdatei, was auch immer. nach langen minuten ist das upload zum mailserver fertig, man freut sich schon auf das feedback vom anderen ende der leitung. und was kommt?
"sorry, aber mein mailserver hat die annahme verweigert."
arrgh. ganz besonders web.de mag das spielchen und begrenzt die kapazität der kostenlosen mailbox auf lächerliche 3 mb.

zum glück gibt es eine lösung, die genauso genial wie einfach ist: you send it!

es ist eine art post restante, eine vermittlungsstelle zwischen zwei parteien. die eine lädt seine datei (bis 1 gigabyte größe!) in ein internet-postfach, gibt an, für wen die datei bestimmt ist (e-mail-adresse des empfängers!) und kann sich danach beruhigt zurücklehnen.

die andere partei erhält eine benachrichtigung von you send it mit einem link, der zu diesem postfach führt und kann von dort die datei wiederum herunterladen. die mailbox wird also nur zur übermittlung der nachricht benutzt und kaum belastet. der empfänger hat 7 tage ODER bis zu 25 downloads zugriff auf die datei. danach ist sie wieder gelöscht von der plattform.

eine saubere, vor allem kostenlose und damit faire sache. auch für diejenigen, die evtl. wegen einer einzigen sendung keinen neuen account bei einem anderen provider einrichten wollen, um ein großes paket zu erhalten.

eine andere anwendungsmöglichkeit ist, einer gruppe - wie euch z.b. - eine datei zur verfügung stellen, selbst wenn man keinen eigenen webspace hat. um zu zeigen, wie es geht, hier ein beispiel.

http://s7.yousendit.com/d.aspx?id=17OM5IKIMCTD10K9GKL0R7B1DC

natürlich nicht nur zum spaß. ;-) ich möchte wissen, wie euch das lied gefällt. los! und denkt daran, nur 25 downloads, danach bleibt der link stumm. :-)

Dienstag, November 15, 2005

let's protz

man liest heutzutage echt seltsame dinge in der zeitung. und so zwischen kirchenchor und seniorennachmittag trifft einen bei gelegenheit auch schon mal der schlag.


den titel find ich jedenfalls ulkig. als wäre ich schon mindestens 50 jahre tot und meine erben steinreich. man kann es ja auch mal übertreiben mit der berühmtheit. jessas. :-)

Mittwoch, November 09, 2005

wiedersehen

als kind hatte ich einen hund. einen schwarzen mischling mit weißer weste auf der brust. meine mutter nannte ihn "judy", weil sie die "daktari" serie sehr mochte, aber den namen "clearance" zu schwer fand. dass beide namen eigentlich unpassend waren, störte uns nicht. mich schon gar nicht. ich hatte endlich einen hund. ich war 9, und judy ein freund. wir hatten keine leine, damals, am stadtrand von budapest brauchte man keine leine. ich hätte ihn auch nicht anbinden wollen. wen man lieb hat, den bindet man nicht an, dachte ich.

ich war 12 als judy getötet wurde. wir hatten zwei nachbarn, die im streit mit uns waren. judy war ihnen egal. aber er war leichter zu töten als wir. also haben sie ihn in den brunnen geworfen. ich habe mir geschworen, nie wieder ein haustier zu haben.



als unser sohn 6 wurde, wollte er das erste mal einen hasen. zwei häuser weiter im dorf, im hinterhof eines älteren ehepaars stand ein hasenstall mit 9 käfigen. vom frühling bis in den herbst waren wir dort täglich zu besuch. pflückten löwenzahn und dicke, saftige, grüne gräser und futterten die schlappohren. sie waren so lustig und schön und so weich zum streicheln. die alten leute waren dankbar und sehr freundlich zu uns. sie haben uns vieles gefragt, wie es in ungarn war und ob wir uns in deutschland schon eingelebt hätten. und wir haben immer viel gelacht. zu ostern bekamen wir von ihnen 2 hasen. gehäutet, ausgenommen, küchenfertig. wir sind danach immer seltener zu den käfigen gegangen.



in unserem garten versammelten sich oft die verwilderten katzen. wir haben ihnen immer was zugeworfen, es wurden täglich mehr. an einem samstag morgen im april lagen zwei frisch geworfene katzenbabies auf der terasse vor der eingangstür. das eine regungslos, das andere kämpfte noch. die katzenmutter spurlos verschwunden, sie ließ ihre jungen da, wie katzen manchmal ihre beute vor die tür legen. warum, wussten wir nicht. was wir tun sollten, wussten wir ebenso wenig. der tierarzt winkte mit einem freundlichen aber entschiedenen "sowieso hoffnungslos" ab. aber das kätzchen gab nicht auf, schrie sich die seele aus dem kleinen leib und forderte ihr recht zum leben ein. wochenlang haben wir nicht anderes im kopf gehabt, nachts den wecker gestellt, damit "unser baby" alle 3-4 stunden sein fläschchen mit dem ersatzmilch bekommt. wir nahmen es zu uns ans bett, damit wir hören, wenn es uns braucht und schauten glücklich zu, wie es im schlaf ruhig atmete. die katze überlebte. wir nannten sie bravo, weil sie das geschafft hat, was ihr niemand zugetraut hatte.

als sie 4 jahre später plötzlich innerhalb von ein paar tagen an nierenversagen starb und der tierarzt mich in der arbeit anrief, um es mitzuteilen, heulte ich vor allen leuten laut los.




mäusilein, knödel und primadonna haben aus unseren erfahrungen mit bravo profitiert. ihre mutter hat sie in unserem heizungskeller zur welt gebracht und pflegte sie auch ordentlich 2 wochen lang. danach verschwand sie. vielleicht war es ein tier, vielleicht gift oder ein auto, wir erfuhren es nie. aber die 3 katzen konnten wir nicht sterben lassen. sie bekamen einen großen orangenkarton als zuhause, weich und warm gemacht mit alten t-shirts. in fläschchen zubereiten waren wir schon profis, diese wollknollen zu lieben mussten wir nie lernen.

gestern fand jo primadonna tot auf der straße. sie ging sonst nie soweit weg vom haus. sie wollte immer rein, auch wenn die drei mal rausgelassen wurden. einmal machte ich ein foto von ihrem sehnsüchtigen blick in die küche. jetzt wird sie nie mehr um einlass betteln müssen.





ich wollte nie wieder ein haustier haben. damals. ich wusste, dass es immer wieder passieren wird. dass sie von uns gehen. und dass der glaube an die regenbogenbrücke nicht den schmerz lindert, den man verspürt, wenn sie gehen. "wer nicht loslassen kann, sollte sich nicht verlieben", habe ich mal gelesen. wer nicht loslassen kann, sollte die finger von tieren lassen...

es war eine lange nacht gestern. wohltuend tränenreich. sie waren alle da. nicht nur die, deren name erhalten bleibt, auch die anderen. der igel im gebüsch unter den tannen. der junge elster. die überfahrene katze, die wir mal auf der straße gefunden und zum tierarzt gebracht haben. ich bin froh, dass sie da waren. und dass ich heute über sie erzählen konnte.

Freitag, November 04, 2005

spruch des tages

an dieser ganzen varieté vorstellung, die momentan in berlin ausgebu(c)ht läuft, ist das einzig gute, dass sie endlich das ziel der ziele geschafft hat: die vollbeschäftigung. zwar nur einer einzigen berufsgruppe, nämlich die der parodisten und kabarettisten, aber immerhin. und während diese bagage, die sich polit-elite nennt, nur noch ein schlechter witz ist, und nicht mal genau weiß, welche farbe sie dominieren soll, treffen wenigstens die anderen ins schwarze.

im radio regenbogen läuft zur zeit eine sketch-serie, die ich morgens immer im auto höre auf dem weg zur arbeit. allein schon der titel ist zum piepen "angela - schicksalsjahre einer kanzlerin". und heute morgen kam der spruch, der uns wahrscheinlich noch lange begleiten wird. auf die frage, was schlimmer ist als im vorfeld die qual der wahl, antwortet angela fröhlich: "na, wir, danach! die quäler der wähler!" wie wahr, wie wahr.

und passend zum anlass hier ein bild aus dem skulpturenpark seckach, meiner pilgerstätte nr. 1. man beachte, dass die skulptur bereits 2004 gemacht wurde!